Ein kleines Jubiläum, gestutzte Krawatten und Adrian´s G´schichtla
Wer glaubt, dass in der Tagespflege Senta des Diakonievereins nur ein ödes tägliches Einerlei herrscht, der irrt. Jeder sich bietende kalendarische oder sonstige Anlass wird vom umtriebigen Personal genutzt, für Kurzweile und Abwechslung für die Gäste der Einrichtung zu sorgen. So standen in der Anfangsphase des neuen Jahres neben den routinemäßigen Beschäftigungen auch willkommene Attraktionen auf dem Stundenplan.
Im Januar 2019 wurde die Tagespflege „Senta“ eröffnet. Damit startete der Diakonieverein Speichersdorf neben der Diakoniestation und den beiden Kindergärten sein drittes Tätigkeitsfeld, das sich in den vergangenen vier Jahren zu einem wertvollen Bereich der Seniorenarbeit etabliert hat. Natürlich war dies Anlass genug zu einer internen Jubiläumsfeier, bei der ein Rückblick auf die Entstehungsgeschichte in Form einer Diashow ebenso wenig fehlte, wie ein kleiner Umtrunk unter dem Personal und den Gästen.
Hoch her ging es zum Weiberfasching. Nach altem närrischen Brauch wurde auch in der Senta den Frauen an diesem Tag die Macht zugestanden. Zum überlieferten Ritual gehört ebenso, dass Frauen den Männern die Krawatte als Symbol der männlichen Macht abschneiden, weshalb die Seniorinnen mit sichtbarer Freude den anwesenden Senioren an die Wäsche gingen. So mussten die Männer wohl oder übel gute Miene zu diesem neckischen Spielchen machen und den restlichen Tag – nur noch mit dem Textilstumpf versehen – verbringen. Ob sie dafür wenigstens mit einem Küsschen der Attentäterinnen entschädigt wurden, kann nicht bestätigt aber auch nicht dementiert werden. Jedenfalls hatten alle einen großen Spaß und zur Feier des Tages wurde auch ein bisschen „geschnäpselt“.
Ein kultureller Höhepunkt war der Besuch eines ganz besonderen Überraschungsgastes: Dr. Adrian Roßner aus Zell im Fichtelgebirge, einer der jüngsten und versiertesten Heimatforscher unserer Zeit, ließ es sich nicht nehmen, zu einer Stippvisite im Senta vorbeizuschauen. Und Roßner – bekannt durch seine einzigartigen Beiträge „Adrians G´schichtla“ aus der Sendung „Wir in Bayern“ vom BR – traf auf ein wohl vorbereitetes und gespanntes Publikum, denn zuvor hatte man sich in der Senta intensiv mit dessen Vita beschäftigt. In seiner ungemein humorvollen und launigen Art servierte er den begeisterten Zuhören dann auch einen mit vielen Anekdoten und witzigen Begebenheiten gespickten Vortrag, der immer wieder zu spontanen Lachausbrüchen Anlass bot. So gab es einen kurzweiligen Streifzug durch die Besiedlungsgeschichte unserer Region, stets aufgelockert durch tatsächliche überlieferte Ereignisse aus der Historie, und das alles dargebracht im authentischen fränkischen Dialekt. Da lernten die Zuhörer Originale wie den Wirtsgogl (Gastwirt mit Braurecht aus Zell) oder die sagenhaften Striezerla (Kobolde in alten Mühlen) kennen und hörten davon, wie ein Ratsherr aus dem Fichtelgebirge mehrfach hintereinander in eine Polizeikontrolle geriet. Roßner rundete sein kurzweiliges Referat ab mit einem alten Spruch, der ihn, wie er sagte, seit vielen Jahren begleitet: „A Rosenbouquee hat an einga Duft, im Viehstall weht a ganz annera Luft. Drum seid mer ned bös, wenn ich auhörn geh, mei Gurgl is droggn und des Maul dud mer weh“. Gut aufgelegt lobte schließlich Bürgermeister Christian Porsch den Enthusiasmus des Redners und überreichte ihm eine Sammlung von Literatur über die Speichersdorfer Ortsgeschichte. Nach seinem Versprechen, bald wieder einmal in der Senta vorbeizuschauen, wurde Adrian Roßner mit viel Applaus verabschiedet.